Wie Digitalisierung geht: „Wer wettbewerbsfähig bleiben will, muss Mitarbeiter qualifizieren“

Mitarbeiter einbinden und stetig weiterbilden – das war der einheitliche Tenor auf der zweiten Fachtagung des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Textil vernetzt im Rahmen der Messe Techtextil in Frankfurt/ Main.

Die Veranstaltung stand ganz im Zeichen von Arbeit 4.0 und speziell dem Einsatz von Assistenzsystemen im textilen Mittelstand zur Unterstützung der Mitarbeiter. Die Podiumsdiskussion mit den Unternehmern Peter Brunsberg, bagjack e. K., und Peter Ebenhoch, pro4tex GmbH, ging der Frage nach, inwiefern der Einsatz von Assistenzsystemen sinnvoll ist. „Wir zielen damit ganz klar auf den Ausbau unserer Produktivität ab“, so Peter Brunsberg. „Das können wir jedoch nur erreichen, indem wir vor allem die Mitarbeiter langfristig binden. Peter Ebenhoch sprach die Herausforderungen an, vor denen die Textilindustrie aktuell steht: „Die Branche muss sich noch stärker als bisher klarmachen, wie wertvoll die Mitarbeiter sind und gute Voraussetzungen am Arbeitsplatz schaffen.“ Die pro4tex GmbH setzt daher auf eine junge Führungsmannschaft, die Neustrukturierung ihres Maschinenparks und erste digitale Umsetzungsprojekte gemeinsam mit Textil vernetzt. Die beiden Textil vernetzt-Partner Frizzi Seltmann vom Sächsischen Textilforschungsinstitut (STFI) und Prof. Dr. Thomas Gries vom Institut für Textiltechnik (ITA) an der RWTH Aachen University lieferten in ihren Beiträgen Möglichkeiten, mit welchem Know-how der textile Mittelstand unterstützt werden kann und Beispiele aus der Forschung für die textile Welt von morgen.

Es zeichnet sich jedoch ab, dass auch die Textilindustrie nicht vom Fachkräftemangel verschont bleiben wird. Um beispielsweise ausgeschiedene Mitarbeiter und deren Know-how ersetzen zu können, setzen die beiden Unternehmer vornehmlich auf automatisierte Prozesse. Dies geschieht beim Berliner Taschenproduzenten bagjack durch den Einsatz von Tablets, die es den Mitarbeitern ermöglichen, ihren Arbeitsalltag flexibler zu gestalten. Die pro4tex GmbH plant die Einführung verschiedener Greifersysteme, um einfache Prozesse zu automatisieren und damit auch dem demografischen Wandel ein Stück weit entgegentreten zu können. In einem sind sich Peter Brunsberg und Peter Ebenhoch aber einig: „Wer wettbewerbsfähig bleiben will, muss seine Mitarbeiter stetig weiterqualifizieren“.

Welche Möglichkeiten Assistenzsysteme wie Roboter oder fahrerlose Transportsysteme für die Textilbranche bieten, schilderte Prof. Dr. Thomas Gries in einem Vortrag. Ergänzt wurde die Thematik durch einen Überblick über die Neuerungen auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz (KI): Dr. Thomas Fischer von den Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung (DITF) informierte über die Formenvielfalt mit KI-Methoden und wie damit Hersteller bei der Entwicklung passender Bekleidung unterstützt werden können. Welche Rolle KI mittels maschinellem Lernen in der Textil- und Bekleidungsindustrie spielen wird, machte anschließend Prof. Dr. Axel Sikora von Hahn-Schickard anschaulich.

„Wir sind sehr zufrieden, dass auch unsere zweite Fachtagung auf so große Resonanz bei einem interessierten Fachpublikum gestoßen ist“, zeigte sich Anja Merker, Geschäftsführerin von Textil vernetzt, erfreut. „Ein ums andere Mal wurde deutlich, wie wichtig es ist, die Mitarbeiter mitzunehmen, um digitale Anwendungen im textilen Mittelstand umzusetzen. Nur so lassen sich die Herausforderungen der Digitalisierung erfolgreich meistern und eine hohe Akzeptanz für das Projekt erreichen.“

Das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Textil vernetzt setzt sich aus den vier Partnern DITF, Institut für Textiltechnik (ITA) der RWTH Aachen University, Hahn-Schickard und Sächsisches Textilforschungsinstitut (STFI) unter Leitung des Gesamtverbandes textil+mode zusammen. Unterstützung erhalten Mittelständler an den Standorten der Textil vernetzt-Partner in Aachen, Berlin, Chemnitz, Denkendorf und Stuttgart und auf Veranstaltungen. Dabei stehen die Schwerpunkte Arbeit 4.0, vernetzte Produktion, durchgängiges digitales Engineering und smarte Sensortechnik im Mittelpunkt. Textil vernetzt ist Teil des Förderschwerpunkts „Mittelstand-Digital“, der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) initiiert wurde, um die Digitalisierung in KMU und dem Handwerk voranzutreiben. Unter www.textil-vernetzt.de finden Sie weitere Angaben zu Textil vernetzt.

Was ist Mittelstand-Digital?

Mittelstand-Digital informiert kleine und mittlere Unternehmen über die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung. Die geförderten Kompetenzzentren helfen mit Expertenwissen, Demonstrationszentren, Best-Practice-Beispielen sowie Netzwerken, die dem Erfahrungsaustausch dienen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ermöglicht die kostenfreie Nutzung aller Angebote von Mittelstand-Digital.  Weitere Informationen finden Sie unter www.mittelstand-digital.de.

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