Schnellere Produktion, bessere Qualität: Forschungsinstitute und Maschinenbauer loten mit IIoT-Demonstrator gemeinsam Mehrwerte der Digitalisierung aus

© Karl Mayer/Stoll

Das Team des Kompetenzzentrums Textil vernetzt arbeitet derzeit an einem IIoT-Demonstrator. Am Aufbau beteiligt ist auch Strickmaschinenhersteller Karl-Mayer/Stoll aus Reutlingen. Wir haben mit Frank Simon, Leiter Entwicklung Maschinensoftware und Steuerungen, über neueste digitale Möglichkeiten von Flachstrickmaschinen, Mehrwerte für Textilhersteller und langfristige Daten-Geschäftsmodelle gesprochen.

Herr Simon, die Firma Karl-Mayer/Stoll unterstützt als Strickmaschinenhersteller das Team vom Kompetenzzentrum Textil vernetzt beim Aufbau des IIoT-Demonstrators. Die Kollegen wollen ja Daten aus verschiedenen Quellen erheben und zusammenführen. Daher ist meine erste Frage: Was können moderne Flachstrickmaschinen heute bereits in ihrer Grundausstattung?

Flachstrickmaschinen decken einen sehr großen Bereich an Produktmöglichkeiten ab, die mit ein- und derselben Maschine hergestellt werden können. Dies führte schon in den 90er Jahren dazu, dass Flachstrickmaschinen als eine der ersten Textilmaschinen den digitalen Aufwind erlebten: Sie wurden bereits frühzeitig mit leistungsstarken Rechnersystemen ausgerüstet.

Dieser Trend setzt sich bis heute fort: in Form von Vernetzung bis hin zu Produktionsplanungssystemen - mit Reporting und Maschinenmanagement. Diese Fülle an digitalisierten Daten rund um die Flachstrickmaschine steht heute schon unseren Kunden zur Verfügung. Wir nennen diesen digitalen gesamtheitlichen Ansatz knitelligence®.

Sie unterstützen die Kollegen auch dabei, für den Demonstrator Daten aus der Maschine verfügbar zu machen, die bisher noch nicht serienmäßig bereit stehen. Auch im Namen der Kollegen vielen Dank dafür. Was hat Sie als Maschinenbauer bewogen, an diesem Projekt so tatkräftig mitzuwirken?

Wir sehen schon seit Jahren, dass für unsere Kunden im Bereich „Software und Daten“ deutliche Mehrwerte durch unsere Flachstrickmaschinen entstehen. Vielen Ideen war jedoch der Weg zu Innovationen durch technische Begrenzungen verwehrt. Neuste digitale Möglichkeiten ebnen nun diesen steinigen Weg. Es liegt deshalb nah, hier unsere Entwicklungsspitze der digitalen Prozesse und Daten mit den Möglichkeiten der Forschungsinstitute zu bündeln. Wir können gemeinsam Mehrwerte ausloten, um auch in Zukunft weiterhin einen Spitzenplatz in diesem Bereich einzunehmen.

Wenn Sie ein wenig in die Zukunft schauen, welche technologischen Entwicklungen, die Erfassung und Verarbeitung von Sensordaten betreffend, werden aus Ihrer Sicht einen starken Einfluss auf die Flachstrickerei haben?

Nun, dies ist ein großes Feld, in dem sicherlich noch viele weitere Ideen und Visionen schlummern. Technologisch wird sich die Cloud-Technologie mit IIoT als selbstverständlicher Bestandteil der Maschinen auf Dauer etablieren; vielleicht mit Zwischenschritten, aber am Ende wird IIoT zum Alltag gehören. Der eigentliche Nutzen ist der gelieferte Datenstrauß, der aus dem Verarbeitungsprozess gebunden werden kann. Entscheidend ist, was wir mit diesen Informationen an Daten ganz konkret machen und wie wir sie unseren Kunden für ein erfolgreiches Business zur Verfügung stellen. Mit einfacher Vernetzung und statischen Datenzugriffen kommen wir hier nicht weiter.

Ein interessanter Aspekt des Demonstrators ist die Verknüpfung verschiedener Datenquellen über Herstellergrenzen hinweg. Welche Vorteile und Herausforderungen sehen Sie für Ihre Kunden, wenn sie diese Technologien und Konzepte in die eigenen Unternehmen übertragen wollen?

Letztlich muss eine bessere Interaktion zwischen den Playern der verschiedenen oder wenn Sie so wollen, parallelen Prozessstufen beim Flachstricken dazu führen, dass dem Gestrick Mehrwerte zufließen. Ob diese im Bereich einer schnelleren Produktion, einer besseren Qualität oder anderen Gestrickmöglichkeiten liegen, wird jeder Kunde individuell selbst entscheiden. Wir müssen die Chance ergreifen und unseren Kunden ermöglichen, diese digitalen Mehrwerte zu erkennen, sie in ihren Businessprozess profitabel zu integrieren (green field als auch brown field) und auf langfristige Daten-Geschäftsmodelle zu setzen.

Was sind Ihre persönlichen Lessons Learned der bisherigen Zusammenarbeit mit den Kollegen zum Aufbau des IIoT-Demonstrators und was können gerade kleine und mittlere Unternehmen davon lernen?

Beeindruckend ist die professionelle Zusammenarbeit der einzelnen Mitarbeiter in diesem doch sehr heterogenen Projekt – das betrifft die Aufgaben und Standorte gleichermaßen. Für uns gilt, Aufgabenbereiche markant zu trennen und den Fachexperten die Freiräume für ihre Lösungen zu geben. Eine Gesamtgestaltung von neuem setzt Konnektivität und Flexibilität voraus. Das sehe ich bisher in hohem Maße bei allen Akteuren.

Mehr Informationen und Hintergründe zum IIoT-Demonstrator finden Sie hier.

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