IIoT-Demonstrator: Datenerfassung und Vernetzung bei der Strickmanufaktur Strick Zella sollen Transparenz im Produktionsprozess erhöhen

© Strick Zella

Moderne Produktionsanlagen können serienmäßig bereits umfangreiche organisatorische und technische Betriebsdaten erheben. Um auch eine Erhebung über mehrere Standorte aus zu realisieren, hat das Textil vernetzt-Team in den letzten Monaten an einem IIoT-Demonstrator gearbeitet. Über konkrete Anwendungsmöglichkeiten von vernetzten Maschinen, den Herausforderungen bei der Einführung und den Nutzen von erhobenen Daten haben wir mit dem Geschäftsführer der Strick Zella GmbH & Co. KG, Dr. Gottfried Betz, gesprochen.

 

Herr Dr. Betz, seit wann gibt es Ihre Strickmanufaktur und welche Produkte stellt Strick Zella her?

Gottfried Betz: Die Strick Zella GmbH & Co.KG wurde 1920 als Strickwarenfabrik LEONARD MAI im Eichsfeld (Thüringen) gegründet. Nach dem Neustart 2005 verarbeitet inzwischen ein Team von 38 Mitarbeitern neben exklusiven italienischen Garnen auch Faserinnovationen zu Strick-Couture für unsere Damenlinie MIA MAI und die Herrenlinie LEONARD MAI. Ausgestattet mit einem modernen Maschinenpark realisieren wir bei Strick Zella Mode, die sich durch individuelles Design und intelligente Zusatzfunktionen auszeichnet. Vom Stricken bis zum Versand liegt die komplette Produktion in der Hand der Manufaktur. So erfüllt das Unternehmen auch höchste soziale und ökologische Standards.

Was hat Sie auf die Idee gebracht, sich mit dem Thema Sensornetzwerk näher zu beschäftigen?

Gottfried Betz: Seit längerer Zeit stehen wir vor der Herausforderung, im Hinblick auf die Produktion zum einen die Tagesleistung des Unternehmens und zum anderen die Leistung der einzelnen Mitarbeiter aufzuzeichnen. Die Erfassung der Tagesleistung ist wichtig, um die Einhaltung der Liefertermine zu gewährleisten. Die digitalisierte Erfassung der Leistung der einzelnen Mitarbeiter soll Basis für ein objektiveres Entlohnungssystem bilden.

In welchen Bereichen würden Sie solch eine Lösung im Unternehmen einsetzen?

Gottfried Betz: Strick Zella verfügt über eine klassische zweistufige Produktion aus Stricken und Konfektion. Da Strickmaschinen digital arbeitende Maschinen sind, ist die Erfassung im Bereich Strick bereits gegeben. Die Herausforderung besteht in der Erfassung der Daten für die Konfektion, d. h. für Zuschnitt, das Ketteln, Steppen, Overlock, Bügeln, die Handarbeit, die Endkontrolle und das Verpacken. Das kann im Moment noch nicht erfasst werden. In diesen Bereichen brauchen wir geeignete Sensoren, um die Arbeitsleistung zu messen.

Welche technischen Überlegungen haben Sie dafür bereits angestellt und welche Sensordaten sind in diesem Anwendungsfall für Ihr Unternehmen besonders wichtig?

Gottfried Betz: Es ging uns darum, über den Tag zu erfassen, wann welche Maschine in Betrieb war. Wir haben dies über einen Schwingungssensor bewerkstelligt. Schwingungssensoren sind vorrangig, wenn es um die Registrierung der Laufzeiten von Nähmaschinen geht. Wir hatten in der Vergangenheit bereits eine Overlock-Nähmaschine mit einem Vibrationssensor ausgestattet, der den Betrieb der Maschine erfasst hat. Bei Bügelmaschinen ist es sinnvoll, zusätzlich Temperatur und Feuchte zu messen. Außerdem ist wichtig, das zu verarbeitende Bündel mit einem Tag zu versehen und auch dem Mitarbeiter eine Kennung zu geben, mit der erfasst wird, wer wann mit der Verarbeitung eines bestimmten Bündels begonnen hat.

Das ist ja umfangreich. Was braucht es denn Ihrer Meinung nach, damit ein Netzwerk mit wenig Aufwand bei einem Mittelständler implementiert werden kann?

Gottfried Betz: Entscheidend ist, dass das System passiv arbeitet, d. h. den bestehenden Arbeitsablauf erfasst und dabei möglichst wenig in ihn eingreift bzw. ihn verändert, also auch in ihn retro-gefittet werden kann. Das ist über ein auf Bluetooth basierendes Netzwerk möglich, in dem die zu verarbeitenden Bündel und auch die Mitarbeiter mit Tags versehen sind. Das Netzwerk in unserer Konzeption ermöglicht auch die räumliche Erfassung der Tags. Die erfassten Daten werden so aufbereitet, dass der Produktionsleiter sie mit einem Standardprogramm wie Excel weiter verarbeiten kann, d. h. sie mit seiner Planung abgleichen kann. Eine große Herausforderung ist die Erfassung der Daten während der Musterung einer neuen Kollektion. Da kleine Unternehmen keine eigene Musterabteilung haben, sondern meist die Muster von Produktionsmitarbeitern erstellen lassen, ist wichtig zu wissen: Welcher Teil oder welche Arbeiten sind jetzt für die reine Produktion erfolgt und welche sind für die Musterung erfolgt? Das ist auch noch ein ganz wichtiger Punkt in einem solchen System.

 

Mehr Informationen und Hintergründe zum IIoT-Demonstrator finden Sie hier.

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