Verbesserte Betriebsdatenerfassung: Alternative Funktechnologien im Test

Bild von Steffen Seeger
© STFI

Die Wagenfelder Spinnereien GmbH hat den Textil vernetzt-Partner, das Sächsische Textilforschungsinstitut (STFI), bereits zum zweiten Mal kontaktiert. Bei der Zusammenarbeit stehen die Kollegen vor der Herausforderung, Betriebsdaten digital zu erfassen – jedoch ohne W-LAN. Wie die Textil vernetzt-Kollegen einer Lösung näher kommen, was die große Herausforderung ist und welche persönlichen Lessons Learned Dr. Steffen Seeger bei diesem Projekt macht, verrät er uns in dem folgenden Interview.

Herr Dr. Seeger, das KMU Wagenfelder Spinnereien GmbH ist bereits zum zweiten Mal auf das STFI als Textil vernetzt-Partner zugegangen. Wie kam es dazu und was war das Anliegen des Unternehmens?

Die Wagenfelder Spinnereien GmbH produzieren auf hunderten Maschinen mit verschiedenen technischen Ausstattungen. Deshalb soll die Betriebsdatenerfassung verbessert werden. Die Daten sollen vor allem schneller und in höherer Qualität erfasst werden. Das schafft Transparenz über die Fertigungsprozesse. In diesem Fall ist die Weitläufigkeit der Produktionsstätten und die hohe Maschinenanzahl unsere große Herausforderung. In einer solchen Umgebung sind auch moderne W-LAN-Technologien schwer umzusetzen. Die Wagenfelder Spinnereien GmbH kam daher mit der Herausforderung auf uns zu, ob Betriebsdaten auch ohne breitbandige W-LAN- bzw. Internet-Infrastruktur digital erfasst werden könnten.

Dürfen Sie ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern und uns verraten, wie Sie einer Lösung näherkommen?

Zunächst mit einer genauen Analyse der spezifischen Situation bei Wagenfelder. Die wichtigsten benötigten Betriebsdaten ergeben pro Maschine vergleichsweise kleine Datensätze. In manchen Situationen kann auch der Ablauf von Arbeitsprozessen für eine Datenübertragung einbezogen werden, das wären z. B. der Transport von Waren oder notwendige Wege von Mitarbeitern. Für einige Anwendungsfälle hilft es oft schon, die Daten „schnell genug“ statt „zu spät“ oder „gar nicht“ verfügbar zu haben.

W-LAN-Technologien sind darauf ausgelegt, hohe Bandbreiten für einige Dutzend Teilnehmer für Internet-Anwendungen bereit zu stellen – also „viele“ Daten für „nicht zu viele“ Teilnehmer „sofort“. Wenn die „hohen Anforderungen“ reduziert werden können, kommen außer dem klassischen W-LAN auch andere Technologien in Betracht.

Gemeinsam arbeiten Sie an der digitalen Betriebsdatenerfassung ohne W-LAN. Was ist die Herausforderung bei der Umsetzung?

Andere Funktechnologien wie schmalbandiger Mobilfunk, Weitbereichs-Funknetze mit hoher Reichweite oder geringem Energiebedarf oder Nahbereichsfunk sind ja ebenfalls für spezifische Anwendungsfälle entwickelt worden. Derzeit prüfen wir also, welche davon hier sinnvoll einsetzbar sind, welche Infrastruktur-Anforderungen sich daraus ergeben und ob sie letztlich in Frage kommen können. In unserem Schaufenster am Sächsischen Textilforschungsinstitut (STFI) in Chemnitz schaffen wir daher die Möglichkeit, diese verschiedenen Ansätze praktisch zu erproben und kennenzulernen.

Was sind Ihre ganz persönlichen Lessons Learned bei der Lösungsfindung?

Wissen Sie, Technologieentwicklung beginnt meist mit der Festlegung auf einen spezifischen Zweck oder eine typische Nutzung - und dafür wird dann eine Lösung gesucht. Zunächst müssen wir also die wichtigsten Eigenschaften der verfügbaren Technologien verstehen. Danach wird es wichtig, die Anforderungen und Zielstellungen für die Anwendung im Unternehmen zu kennen. Natürlich kann man sich das auch gemeinsam mit Expertinnen oder Experten für die jeweilige Technologie erarbeiten - jedes Unternehmen ist da anders. Aber erst mit diesem Wissen findet man eine Lösung, die gut zum Unternehmen passt - und nicht nur für den Technologieanbieter. Schätzt man seinen Bedarf zu grob oder stellt zu hohe, aber nicht notwendige Anforderungen, kann man geeignete Technologien oder Lösungswege zu zeitig aus dem Blick verlieren.

Erfahren Sie hier mehr zum Projekt "Kombinierte Betriebsdatenerfassung".

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