Seidensticker: Individuelle Produktion in kleinen Losgrößen

© Textilkontor Walter Seidensticker GmbH & Co. KG

Textil vernetzt spricht mit Johannes Werner, Supply Chain Manager bei der Firma Seidensticker zum Thema individuelle Produktion in kleinen Losgrößen. Als einer der Partner des Kompetenzzentrums Textil vernetzt standen die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung (DITF) dem Unternehmen im Projekt zur Seite.

Herr Werner, in einem gemeinsamen Projekt mit den DITF steht die Fertigung individualisierter Besätze wie Knopfleisten oder Innenkragen im Mittelpunkt. Warum beschäftigt sich Seidensticker mit dem Thema „individuelle Besätze“ und was ist das Ziel der Zusammenarbeit?

Uns hat der Ansatz und die Arbeitsweise der Print Microfactory sehr interessiert. Wir haben beim Thema Besatzstoffe häufig ein Minimum-Abnahme-Problem und stehen vor der Herausforderung, dass wir in Asien mindestens 1000 Meter eines Stoffes bestellen müssen. Für ein Hemd brauchen wir aber zumeist lediglich 4 bis 5 cm Stoff für einen Patch. Somit haben wir entweder die Möglichkeit, utopisch viele Hemden zu produzieren, um den Stoff aufzubrauchen, oder eben Stoffüberhänge in Kauf zu nehmen. Deshalb haben wir nach einer Lösung gesucht, in kleinen Mengen oder Chargen produzieren zu können.

Verraten Sie uns, wie der Kontakt zu den Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung zustande kam!

Der Kontakt zu den DITF wurde uns von einer beratenden Agentur vermittelt und wir haben Kontakt zu Herrn Artschwager aufgenommen. Wir waren uns schnell einig, dass uns das Kompetenzzentrum Textil vernetzt auf der Suche nach einem Druckereipartner mit seinem entsprechenden Netzwerk optimal unterstützen kann.

Nach welchen Kriterien haben Sie sich den Partner für Ihr Anliegen denn ausgesucht?

Nachhaltigkeit ist natürlich ein Thema, das uns bei Seidensticker schon seit Jahrzehnten und in den letzten Jahren besonders intensiv beschäftigt. Daher war klar, dass wir zunächst schauen, ob es eine Druckerei in der Nähe gibt. Von den DITF wurde uns die Firma Mitwill mit Sitz im Elsass empfohlen, mit der wir uns vor Ort getroffen und unser Anliegen besprochen haben.

Sie können sich vorstellen: Nichts geht über Druckversuche. Daher haben wir in der Microfactory von Mitwill verschiedene Stoffe bedrucken lassen und dabei zwei unterschiedliche Verfahren ausprobiert. Das allein war für unsere zukünftige Arbeit bei Seidensticker sehr aufschlussreich. Während der Pigmentdruck preiswerter ist, bereitet uns die fehlende Nassechtheit Kopfzerbrechen. Ein Krageninnensteg, der bei Reibung und Feuchtigkeit Farbe abgibt, kommt für uns nicht in Frage.

Im Reaktivdruckverfahren haben wir sehr gute Ergebnisse erzielt. Der Reaktivdruck aber ist wesentlich teurer, weil hierfür spezielle Maschinen gebraucht werden und der Prozess an sich aufwendiger ist. Dafür braucht es neben den Maschinen natürlich auch Mitarbeiter, die sich mit dem Druckverfahren auskennen. In dem kleinen Setup wurde uns bewusst, dass unsere Lösung dezidiert geschultes Personal und den Aufbau eines eigenen Maschinenparks benötigt.

Wenn Sie ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern: Was sind Ihre ganz persönlichen Lessons Learned bei der Projektzusammenarbeit?

Ich persönlich kannte bisher vor allem große Druckereien mit einem entsprechend großen Maschinenpark. Jetzt weiß ich, dass sowohl Pigment- als auch Reaktivdruck-Verfahren in kleinem Rahmen möglich sind. Wenn wir uns dafür entscheiden, eine Print Microfactory aufzubauen, verfügen wir jetzt über ein Netzwerk und wüssten mit der Firma Mitwill einen guten Implementierungspartner an unserer Seite.

Erfahren Sie mehr zum Projekt On-Demand digitaler Inkjet-Textildruck für Besätze in der Hemdenproduktion.

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