Kräfte bündeln und Ressourcen sparen: Zuleeg, DITF und VAUDE gehen gemeinsam neue Wege zur Virtualisierung der Bekleidungsindustrie

© Wilhelm Zuleeg GmbH

Der Textil vernetzt-Partner, die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung (DITF) arbeiten erstmals an einem hybriden Umsetzungsprojekt mit zwei Projektpartnern zusammen: Der Zuleeg GmbH und der Vaude Sport GmbH & Co KG. Die drei Projektpartner haben es sich zum Ziel gemacht, Lerneinheiten zum Thema Digitalisierung von Stoffen zu erstellen. Die Zuleeg GmbH passt die Informationen dann für ihre Zwecke an, bevor das Modul in Zusammenarbeit mit der Vaude Sport GmbH & Co KG auf Praxistauglichkeit überprüft wird. Wir haben Stefan Zuleeg gefragt, worum es genau geht, was die Zusammenarbeit mit einem Forschungsinstitut ausmacht und was seine persönlichen Lessons Learned sind.

Herr Zuleeg, Ihr gleichnamiges Unternehmen verarbeitet Wolle, Leinen, Baumwolle und Seide. Sie wollen nun das Wissen rund um das Thema Digitalisierung von Stoffen“ durch ein Lernmodul der DITF vermitteln. Wie kam es zu dieser Projektidee?

Das Thema beschäftigt uns schon seit längerer Zeit. Genauer gesagt, seit Anfang der 2000er Jahre, als wir eine Firma für Maßkonfektion im Zuge der damaligen "Dot.com-Economy" gegründet haben. Die Website war damals der Zeit weit voraus mit ihren 3D-Ansichten. Und leider viel zu früh für den damaligen Stand der allgemeinen Computerausstattung.

Auf Messen wie der Texprocess in Frankfurt, wurde dann vor vielen Jahren die Möglichkeit gezeigt, mit Avataren Modelle zu kreieren. Anfangs natürlich noch nicht ausgereift und ohne die wichtigen Parameter eines Stoffes, um das Modell auch sehr realitätsnah mit Faltenwurf usw. darstellen zu können.

Ein großer deutscher Konfektionär hat 2019 einen Lieferantentag veranstaltet und die Devise ausgegeben, bis 2022/2023 um die 80 Prozent der Kollektion digital entwickeln zu wollen. Aufgrund der schwierigen Situation ab 2020 wurde das Vorhaben quasi im Eiltempo nach vorne katapultiert. Der Kontakt mit den DITF wurde genau zum richtigen Zeitpunkt aufgebaut. So konnten wir in unserem Hause diese Aufgabe mit professioneller Unterstützung und angesehenen Partnern angehen.  

 

Was macht die Zusammenarbeit mit den Textil vernetzt-Kollegen der DITF so besonders. Oder anders gefragt: Warum arbeiten Sie mit dem Forschungsinstitut zusammen?

Die DITF sind uns seit langem bekannt. Wir haben zusammen sehr viele Forschungsprojekte auf allen möglichen Stufen in den letzten Jahrzehnten durchgeführt. Die Möglichkeiten sind unglaublich vielfältig und die Kompetenz am Institut herausragend. Dazu kommt noch der wichtigste Punkt: Die "Chemie" stimmt einfach. Man vertraut sich gegenseitig und geht aufeinander ein.

 

In einem ersten Schritt wurde ein Selbstlernmodul aufgesetzt. Im Mittelpunkt stehen Detailkenntnisse zu Optik und Materialparametern von Stoffen, die den Mitarbeitern vermittelt werden. Wie sind Sie vorgegangen?

Wir haben ja inhouse bereits bis auf den Scanner alle Vorrichtungen, die es für einen digitalen Zwilling des Stoffes braucht. Es war also bereits entsprechendes Know-how vorhanden. Vor Ort in Denkendorf konnten wir auf den ganzen "Baukasten" der Hard- und Software zugreifen und anhand unserer eigenen Stoffe echte Beispiele erarbeiten.

 

Wenn Sie ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern dürfen: Wie ist es danach weiter gegangen?

Es hat richtig Spaß gemacht, die sehr unterschiedlichen Materialien für Mode oder auch persönliche Schutzausrüstung (PSA) zu einem digitalen Produkt werden zu lassen. Äußerst spannend war dann, den Avatar mit unterschiedlichen Stoffen im Zuleeg-Outfit zu sehen.

 

Das hört sich nach einem großen Vorhaben an: digitale Zwillinge von Prototypen und Verkaufsmustern zu erstellen. Warum haben Sie sich gerade für diesen Weg entschieden?

Das ist die Zukunft. Alle Stufen haben eine enorme Zeitersparnis. Nicht jedes Muster muss zukünftig auf realem Stoff zur Musterung produziert werden. Das spart enorme Kosten.

 

Nun sind Sie also dabei, mit der VAUDE GmbH & Co KG zusammenzuarbeiten. Gemeinsam mit Vaude wollen Sie das Thema Digitalisierung von Stoffen vertiefen. Wie kann ich mir die Zusammenarbeit vorstellen?

Ende Juli kommt VAUDE zu uns ins Haus und wir werden die weiteren Schritte besprechen. Nicht nur wegen der Digitalisierung ist VAUDE ein hochinteressanter Partner: Das Thema Nachhaltigkeit ist dort ganz oben aufgehängt und da passen wir gut zusammen. Übrigens auch ein Vorteil der Digitalisierung, wenn man an all die Emissionen denkt, die durch die Produktion von Musterkleinmengen verursacht werden - das braucht man zukünftig nicht mehr.

 

Und last but not least, was sind Ihre persönlichen Lessons Learned bei der Zusammenarbeit mit einem Unternehmen und einem Forschungsinstitut?

Wenn man Kräfte bündelt, schont man Ressourcen. Durch den Input der verschiedenen Stufen kommt man viel schneller zu einem wirklich in die Praxis umsetzbaren Ergebnis.

 

Erfahren Sie mehr zum Projekt: "Digitalisierung von Materialien und -parametern als Selbstlernkurs".

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