Digitalem Wandel proaktiv stellen: Wie KMU vom Netzwerk Textil vernetzt profitieren

© Felix Merkord

Herr Jordan, die Firma JEMAKO Produktionsgesellschaft mbH hat mit Ihnen kooperiert, um weiterführende Potenziale bei der Integration von Sensorik mit vorhandenen IT-Systemen zu ermitteln. Was war die Herausforderung?

Das Unternehmen stellt eine breite Palette von textilbasierten Produkten im Bereich Haushaltspflege und Reinigung her. Die Prozessketten sind dabei sehr unterschiedlich. Außerdem beinhalten sie zahlreiche manuelle sowie automatisierte Prozessschritte.

Die jeweiligen Materialströme haben einen signifikanten Einfluss auf die Produktqualität. Werden bei der Endkontrolle Abweichungen vom Soll festgestellt, werden diese Produkte ausgemustert und die Art der Beeinträchtigung wird vermerkt. Die Information zur Ursache und wo im Prozessschritt die Abweichung eintrat, wird teilweise erfasst und weitergeleitet. Die jeweiligen Informationen zu Soll- und Ist-Werten der Prozessparameter werden jedoch noch nicht in Gänze in Echtzeit erfasst.

Wie sind Sie hier vorgegangen?

In einer Webkonferenz hat unser Team mögliche Schritte vorgestellt. Anschließend war JEMAKO gefragt: Das KMU sollte aus seinem eigenen, vielfältigen Produktportfolio ein bis zwei Artikel für die Analyse des Herstellungsprozesses auswählen.

Im weiteren Gespräch schilderte JEMAKO die Prozessschritte und wir erstellten aus den Angaben eine erste Prozess-Visualisierung. Anschließend erfolgte der wichtigste Schritt: die Betriebsbegehung. Hier konnten wir die realen Bedingungen vor Ort erfassen und nachvollziehen, welche Handhabungsschritte das Personal ausführt und wie Informationen derzeit erfasst, verarbeitet und weitergegeben werden. Dabei hat unsere Bereichskollegin Carolin Blaurock, die neun Jahre Erfahrung in der textilen Produktion hat, inspirierenden Input gegeben.  

Gemeinsam mit JEMAKO haben wir relevante Eingangs-, Ausgangs-, Stör- und Messgrößen abgebildet. Die wichtigen Größen für Produkt- und Prozessqualität haben wir gesondert markiert. Danach haben wir Konzepte für Sensorik und Aktorik vorgeschlagen und eine Anbieterrecherche durchgeführt. Die Ergebnisliste haben wir dem Unternehmen zur Verfügung gestellt. Damit kann JEMAKO nun potenzieller Anbieter kontaktieren.

Welche Vorteile hat es für ein KMU wie der JEMAKO Produktionsgesellschaft mbH mit dem ITA an diesem Thema gemeinsam zu arbeiten?

Ein KMU wie JEMAKO kann vor allem von der personellen Kapazität und dem „Blick über den Tellerrand“ profitieren, die durch das Textil vernetzt-Team des ITA bereitgestellt werden. Die Vorarbeiten und Konzeptionen des Unternehmens können mit anderen Forschungsprojekten abgeglichen werden. So können wertvolle Ansätze zur Problemlösung ausgewählt werden. Aus unserem Partnernetzwerk können wir KMUs potenzielle Unterstützer für die Umsetzungsphase vorgeschlagen.

Was waren Ihre persönlichen Lessons Learned bei der Projektzusammenarbeit?

Ein weiteres Mal wurde mir bewusst, wie vorwärtsgerichtet, innovativ und digital kompetent der textile Mittelstand sein kann. Bereits heute hat JEMAKO eine hohe Kompetenz in den Bereichen Informatik, Produktionsplanung, Qualitätsmanagement, Maschinenbau und Textiltechnik aufgebaut und entsprechende Strukturen im Unternehmen fest verankert. Das zeigt, dass sich kleine und mittlere Unternehmen dem (digitalen) Wandel proaktiv stellen.

Erfahren Sie hier mehr zum Projekt Potenzialanalyse für ein echtzeitdatengestütztes Prozessmonitoring.

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