Flaschenhälse erkennen: Bagjack und ITA konzipieren digitale Teillösungen

© Frederik Cloppenburg

Bagjack feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen und hat sich mit seinen Outdoorprodukten und Kurier-Taschen längst am Markt etabliert. Nicht nur in Deutschland hat das KMU zahlreiche Kundinnen und Kunden, auch auf dem Weltmarkt hat sich Bagjack längst einen Namen gemacht. Gemeinsam mit dem Textil vernetzt-Partner ITA, dem Institut für Textiltechnik in Aachen, arbeitet das KMU daran, die Prozesskette zu optimieren. Worum es in dem gemeinsamen Projekt geht und was Prozessoptimierung mit Nachhaltigkeit zu tun hat, darüber haben wir mit einem der Macher, unserem Kollegen Frederik Cloppenburg gesprochen.

 

Herr Cloppenburg, Sie arbeiten mit Bagjack zusammen. Bevor wir unseren Leserinnen und Lesern verraten, was Sie machen, fangen wir ganz von vorne an: Wie kam es zur Projektanbahnung?

Ein klassischer Fall von persönlichem Netzwerk. Ein ehemaliger Kollege meldete sich bei mir, der heute Projektpartner von Bagjack ist, und meinte, wir sollten doch mal vorbeikommen. Ich war zunächst skeptisch. Taschen, handmade in Berlin… Aber weit gefehlt. Was Bagjack macht, sind nicht irgendwelche Taschen, sondern hochfunktionale Produkte mit hohen Qualitätsansprüchen an die Fertigung. Nach einem ersten Kennenlernen war schnell klar, dass wir mit unserem Know-how hier gut unterstützen können. Bagjack ist in der letzten Zeit stark gewachsen und damit ändern sich die Anforderungen an die Produktionsplanung und -überwachung.

 

Gemeinsam arbeiten Sie nun also daran, eine kleine, schnell umsetzbare digitale Lösung zu realisieren. Wie soll das aussehen?

Bagjack ist ein klassischer Mittelständler mit viel Know-how: über seine Produkte und die eigene Fertigung. Gleichzeitig ist der Betrieb noch so überschaubar, dass sperrige gesamtheitliche Lösungen weder finanziell noch organisatorisch sinnvoll für Bagjack sind. Basierend auf den Flaschenhälsen der Produktion müssen daher Teillösungen gefunden werden, die gut in den laufenden Betrieb implementiert werden können.

 

Angepasst an seine unternehmerischen Bedürfnisse verfügt Bagjack doch bereits über ein ERP-System. Warum haben Sie sich darauf konzentriert, hier gemeinsam etwas zu verändern?

Das vorhandene System deckt nur einen Teil der Anforderungen ab und ist nicht für die Textilproduktion konzipiert. Während die Warenwirtschaft darin abgebildet ist, wird die tatsächliche Produktion noch ohne ERP-System geplant.

 

Idealerweise sollen die internen Herstellungsprozesse zu den Zwischenprodukten zukünftig parallel beauftragt werden. Wie kann ich mir das vorstellen?

Aktuell werden auf Basis von Stück- und Fertigungslisten alle Aufträge sukzessive und manuell geplant. Das schluckt nicht nur viel Zeit, sondern lässt auch viel Raum für Optimierungen offen. Ab einer gewissen Produktionsgröße und -komplexität sind Computer uns einfach überlegen, was die ideale Verteilung von Aufgaben angeht.

 

In einem ersten Schritt haben Sie also die Prozesse innerhalb des Unternehmens analysiert. Was folgt als Nächstes?

Wir haben als Erstes eine sogenannte MIFA durchgeführt. MIFA steht für: Material and Information Flow Analysis. Das gibt uns die Möglichkeit zu verstehen, wie Fertigungsaufträge bei Bagjack abgearbeitet werden. Damit werden die Flaschenhälse der Produktion sehr schnell sichtbar und wir sehen, wo mit Digitalisierungstools ein echter Mehrwert geschaffen werden kann.

 

Lassen Sie uns kurz das Thema Nachhaltigkeit aufgreifen: Was ist Ihrer Meinung nach daran nachhaltig?

Zum einen sind die Produkte per se nachhaltig. Was lange hält, muss nicht nach kurzer Zeit wiederbeschafft werden. Je besser die Produktion abgestimmt ist, desto wettbewerbsfähiger sind diese Produkte. Gleichzeitig werden Materialbeschaffung und -verwendung nachhaltiger. Nicht zuletzt werden das Team und die Maschinen nachhaltig und effizient eingesetzt. Das bedeutet, dass sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weniger mit organisatorischen Aufgaben beschäftigen müssen.

 

Haben Sie einen Tipp, wie KMU das Thema Prozessoptimierung angehen können?

Wann immer man das Gefühl hat, dass der Prozess nicht ideal läuft, ist das meistens auch so. Häufig hilft dann der Blick von außen auf die Prozesse, um zu verstehen, wo Flaschenhälse sind, an die man sich im Betrieb wahrscheinlich schon längst gewöhnt hat und die einem so nicht mehr auffallen. Gerade wo Digitallösungen helfen, stehen die Experten von Textil vernetzt gerne zur Verfügung, um diese Analyse anbieterneutral durchzuführen und ihre Einschätzung zu geben, wo sich Digitalisierung wirtschaftlich rentiert.

Erfahren Sie mehr zum Projekt „Modellierung einer optimierten Prozesskette“.

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