Das Unternehmen Brückner Textile Technologies GmbH & Co. KG entwickelt Maschinen zur Veredelung von textilen Flächen, hauptsächlich zur Funktionalisierung und Beschichtung. Sehr häufig müssen Stoffe unterschiedlichster Hersteller und aus nicht vollständig bekannten Vorprozessen verarbeitet werden. Um welche Flächen es sich handelt, ist immer wieder eine Überraschung. Um diese händelbar zu machen und somit einen optimalen Qualitätsstandard bei den Veredelungsprozessen zu halten, müssen die Textilien zunächst charakterisiert werden. Dabei geht es um die Erkennung wesentlicher Eigenschaften eines unbekannten Textils. Zu den Eigenschaften gehören beispielsweise Faserart, Bindungsart, Flächengewicht, Oberflächenstruktur und Luftdurchlässigkeit.

Die Charakterisierung der Textilien erfolgt momentan mit einem Automaten, der ausschließlich die textilspezifischen Trockenverlaufskurven aufnimmt. Anhand der Trockenverlaufskurven lässt sich erkennen, wie schnell eine Chemikalie sich mit der textilen Faser verbindet. Die mit dem Automaten ermittelten Trockenverlaufskurven werden wiederum zur Auslegung der Maschinenkonfiguration und zur Ableitung des Funktionalisierungs- und Beschichtungsprozess verwendet. Alle weiteren benötigten Daten liefert der Automat allerdings nicht, weshalb zusätzlich eine manuelle Charakterisierung durch einen Facharbeiter existiert, der mit Musterordnern arbeitet. Dabei handelt es sich jedoch um einen teuren Prozess, der zudem gefährdet ist, da die dafür qualifizierten Mitarbeiter in den nächsten Jahren ausscheiden und kein adäquater Ersatz verfügbar ist.

Textilscanner zur automatisierten Textil-Charakterisierung

Ziel des Projektes mit den Textil vernetzt-Partnern Hahn-Schickard und DITF ist die Automatisierung der Textil-Charakterisierung mit Hilfe eines Textilscanners. Damit sollen die Produktionsabläufe beschleunigt, optimiert und weiter digitalisiert werden. Der Textilscanner soll wesentliche Eigenschaften eines unbekannten Textils erkennen. Als mögliche Lösungsansätze für den Textilscanner wurden bildverarbeitende Verfahren identifiziert, mit denen Oberflächenstrukturen werden können.

Der Textilscanner ist nicht nur ein weiterer Schritt in Richtung Digitalisierung, er liefert auch weit mehr Informationen zu den Textileigenschaften und ermöglicht einen sparsameren Umgang mit den Rohstoffen für die Veredelungsprozesse. Die umfangreicheren Informationen stellen zudem eine wichtige Grundlage für die Weiterentwicklung des Zusammenspiels von Charakterisierung und automatisierter Einstellung im weiteren Veredelungsprozess dar. Auf Basis der Vielzahl der ermittelten Eigenschaften kann im Idealfall die Auswahl eines optimalen Parametersatzes für den Trocknungsprozess KI-gestützt erfolgen. Die Produktion erfolgt dadurch schneller und unter optimalen Einstellungen für den Veredelungsprozess.

Lesen Sie hier mehr zum Projekt „Automatisierte Bildverarbeitung zur Charakterisierung von Stoffen“.

Bildunterschrift: Axel Pieper, Geschäftsführer Brückner Textile Technologies GmbH & Co. KG; Thomas Fischer, Deutsche Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF) und Benedikt Wigger, Detagto.